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Unser Kegelsport

Jeder Kegler kennt folgende Frage, wenn er vor Freunden, Bekannten oder Kollegen über sein Hobby redet: „Wie du kegelst? Ist das nicht Bowling?“ Nach einem beherzten „Nein" kommt oft die Frage: „Und was ist der Unterschied?“. Genau das möchten wir hier erklären: Was ist Kegeln und was ist der Unterschied zum „bekannteren“ Freizeitsport Bowling. 

Geschichte

Geschichte

Kegeln ist ein deutscher Volkssport mit einer langen Tradition und Geschichte. So sind erste Belege für die Sportart sogar schon in der Steinzeit (ca. 3.500 Jahre vor Christus) zu finden. 

In der Antike und im Mittelalter erfreuten sich viele Menschen am Spiel mit der Kugel. Jedoch wurde im Mittelalter das Kegeln von vielen Herrschern in Europa verboten. Grund dafür waren oft Wetten, Schlägereien und Alkoholexzesse. Dies änderte sich erst in der Neuzeit, also im 16. Jahrhundert, als Kegeln zum Breitensport avancierte. Egal ob Adelig oder Bauer, jeder hatte Spaß an dem Spiel mit der Kugel, weshalb es zu einem festen Bestandteil bei Kirchweihen sowie Dorf- und Volksfesten wurde. Doch nicht alle waren von dem Treiben begeistert. So legt Johann Wolfgang von Goethe in seinem Werk „Faust I“ dem Famulus Wagner folgende Worte in den Mund. „Das Fiedeln, Schreien, Kegelschieben / Ist mir ein gar verhasster Klang; / Sie toben wie vom bösen Geist getrieben / Und nennen’s Freude, nennen’s Gesang.“ (V. 945ff.)

 

Im neu gegründeten Kaiserreich (1871) wurde das Kegeln immer organisierter und es gründeten sich erste Sportkegelvereine. Zudem wurde ein Dachverband gegründet (DKB), der die unterschiedlichen Spielpraktiken vereinfachte und vereinheitlichte. So konnten 1891 die ersten deutschen Sportkegelmeisterschaften durchgeführt werden. 

 

Auch die Kegelanlagen veränderten sich. So gab es bis in die 1960er Jahre sogenannte Kegeljungen, die gegen etwas zu Essen und Trinken, die Kegel nach jedem Wurf wieder aufstellten. Dies änderte sich durch vollautomatisierte Kegelbahnanlagen, deren Kegel nun mit Seilen befestigt waren.

Unterschied zwischen Kegeln und Bowling

Unterschied zwischen Kegeln und Bowling

Kurz gesagt: Es ist eine komplett andere Sportart, die bis auf Kegel bzw. Pins, einer Kugel bzw. Ball, und einer Bahn nichts gemeinsam mit dem Kegeln hat. Grundsätzlich kann man sagen, dass Bowling aus dem Kegeln entstanden ist, da deutsche und niederländische Einwanderer den Sport in die USA brachten. Doch wie oben schon beschrieben, gab es bei dem Spiel immer wieder Wetten, Alkoholexzesse und Schlägereien, weshalb das sogenannte „Nine-Pin-Bowling“ ab 1837 in Conneticut gesetzlich verboten wurde. Um das Gesetz zu umgehen, hat man einfach die Form der Kegelanordnung von einer Raute auf ein Dreieck geändert und einen Pin dazugestellt. Tada, das Bowling („Ten-Pin-Bowling“) war geboren. Seitdem haben sich die Sportarten voneinander getrennt und gehen unterschiedliche Wege. Die größten Unterschiede werden in der folgenden Tabelle kurz dargestellt.

Kegeln
Bowling
Kegel / Keil / Pins
9 in einer Raute angordnet
10 in einem Dreieck angeordnet
Kugellöcher
In der Regel keine; Es gibt Lochkugeln, jedoch haben diese nur 2 Löcher
Ja, 3 Stück bei allen Kugeln
Kugelgewicht
Maximal 2,9 kg
Maximal 7,3 kg (Gewicht steht auf der Kugel)
Länge und Beschaffenheit des Anlaufs
5,50 m; Griffig
4,57 m; Rutschig
Länge der Lauffläche
19,50 m
18,29 m
Schuhwerk
Turnschuhe
Spezielle Bowlingschuhe
Bahntechnik
Kegel sind an Seilen befestigt
Pins sind freistehend
Spieltechnik
Kugel wird gerade gespielt und sollte keinen Spin haben
Ball wird angedreht (Spin) und macht eine Bogenlampe

Zu sehen ist, dass die Sportarten sich deutlich unterscheiden und dabei wurde noch nicht auf das Wurf- und Zählsystem eingegangen. Während ein Bowlingspiel nach maximal 21 Wurf endet, benötigt man beim Kegeln mehr Ausdauer. Hier beträgt die kleinste Wurfdistanz pro Spieler 100 Wurf. Je nach Spielmodus kann diese aber auch 120 oder 200 Wurf betragen. Das Zählsystem ist gänzlich anders, da der „Strike“ beim Bowling einem „Neuner“ oder „Holz“ beim Kegeln entspricht. Einen „Spare“ gibt es beim Kegeln indes nicht.

 

Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass das Bowling aus dem Kegeln entstanden ist und sich die Sportarten seitdem unterschiedlich entwickelt haben. Daher gibt es nur wenige Gemeinsamkeiten zwischen den Sportarten.

Kegelbild
Anordung der Kegel beim Kegelsport.png

1  Vorderholz / Erster Kegel

2   Linker (vorderer) Gassenkeil / Linke Vorderdame

3   Rechter (vorderer) Gassenkeil / Rechte Vorderdame

4   Linker Eckkeil / Linker Bauernkeil

5   König

6   Rechter Eckkeil / Rechter Bauernkeil

7   Linker hinterer Gassenkeil / Linke Hinterdame

8   Rechter hinterer Gassenkeil / Rechte Hinterdame

9   Hinterholz / Letzter Kegel

Das Kegelbild

Kegelbahnarten

Jeder Kegler braucht eine Kegelbahn zum Spielen, doch diese ist nicht überall gleich. So sind je nach Region / Bundesland sogenannte Bohle-, Scheren- oder Classic- / Asphaltbahnen vorherrschend. Die Unterschiede sind hier kurz und übersichtlich dargestellt. Wir als Verein spielen auf Classic- / Asphaltbahnen.

Kegelbahnarten
Kegelbahn
Classic-/Asphaltbahn
Scherenbahn
Bohlebahn
Material
Asphalt / Kunststoff
Holz
Holz / Kunststoff
Kehlung / Mulde
Nein
Ja
Ja
Steigung
Keine
hinten 10 cm höher hinten
hinten 10 cm höher
Verlauf der Bahn
Durchgehend 1,34 m breit
Bis 9,5 m 35 cm breit; dann gleichmäßige Verbreitung bis 1,25 cm (Scherenform)
Durchgehend 35 cm breit

Regeln

Auch beim Kegeln gibt es rote und gelbe Karten, deren Bedeutung sich aber maßgeblich vom Volkssport Fußball unterscheiden. So können Karten vergeben werden aufgrund von Unsportlichkeit, technischer Fehler (Kugel wird falsch aufgelegt) oder eines Übertritts. Der Übertritt ist die häufigste Ursache für eine Karte, denn hier hat der Spieler mit dem Fuß die Lichtschranke am Ende des Anlaufes überschritten. Eine gelbe Karte bleibt beim Kegeln folgenlos, wird aber durch ein gelbes Licht auf der Kegelbahn angezeigt. Eine rote Karte kann nur vergeben werden, wenn zuvor eine gelbe Karte erteilt wurde. Zudem kann ein Kegler unbegrenzt viele rote Karten erhalten, denn die Option den Kegler von der Bahn zu verweisen, sieht das Regelwerk nicht vor. Dennoch bleibt eine rote Karte nicht folgenlos, da die erspielten Kegel des Wurfes nicht zählen. So würde ein Neuner mit einem Fehlwurf gezählt werden, also mit 0 Holz. 

Regeln

Spielsystem

Beim Wettkampf gibt es zwei Spielmodi – entweder 100 oder 120 Wurf. Da das 120 Wurf-System sich immer größerer Beliebtheit erfreut und auch bei internationalen Wettbewerben zum Einsatz kommt, wird nur auf dieses eingegangen. 
Beim 120 Wurf-System werden sowohl bei den Damen als auch bei den Herren aller Altersklassen 120 Wurf kombiniert (30 Wurf je Bahn, davon 15 Wurf Volle und 15 Wurf Abräumen) über vier Bahnen mit sechs Spielern pro Mannschaft absolviert. Jeder Spieler hat dabei pro Bahn 12 Minuten Zeit. Das System funktioniert wie folgt:

Nach dem Gesamtholzergebnis einer Mannschaft werden zwei Mannschaftspunkte vergeben. 6 Weitere Mannschaftspunkte werden in den direkten Duellen der Spieler vergeben: Nach jedem Durchgang (30 Wurf) wird ein Satzpunkt ausgespielt. Bei Kegelgleichheit gibt es einen halben Punkt für jeden Spieler. Danach wird die Bahn gewechselt. Nach vier Durchgängen bekommt der Spieler mit mehr Satzpunkten einen Mannschaftspunkt. Bei Satzgleichstand 2:2 bekommt der Spieler mit mehr Kegelanzahl den Mannschaftspunkt. Ist bei Satzgleichstand auch die Kegelanzahl gleich, so bekommt jeder Spieler einen halben Mannschaftspunkt. Bei Spielende werden die Mannschaftspunkte (sechs Spieler + Mannschaft) zusammengezählt. Insgesamt werden acht Mannschaftspunkte vergeben. Es ist daher ein Sieg von 8:0 bis 4,5:3,5 ebenso wie ein Unentschieden bei 4:4 Mannschaftspunkten möglich.

Spielsystem
Ergebnisse

Ergebnisse bei 120 Wurf

Die Ergebnisse variieren deutlich zwischen den einzelnen Ligen. So schafft ein ungeübter Kegler um die 320 Holz. Nach etwas Übung können die Ergebnisse deutlich gesteigert werden. So sind in den unteren Ligen 500 Holz Standard und das Minimalziel eines Keglers. In der Hessenliga (eine Liga unter der 2. Bundesliga) sind Ergebnisse von 550 – 600 Holz möglich, wobei erst in den Bundesligen 600 Holz Standard sind. Ergebnisse über 700 Holz sind selten zu sehen, jedoch schaffen einige 1. Bundesligaspieler diese Holzanzahl. Am häufigsten sind diese Ergebnisse bei SSKC Rot-Weiß Zerbst zu sehen, dem „FC Bayern München“ des Kegelns. 

Quellen

Quellen

  1. Bowling Verein Kaiserslautern e.V. O. J. Die Bowling-History - Bowling als Reaktion auf das Kegelverbot. https://www.bvkaiserslautern.de/wissenswertes/bowling_geschichte.html (zugegriffen: 23. Juli 2023).

  2. Diehl, Jean-Luc. 2022. Alles, was du über Kegeln wissen musst. 27. Mai. https://www.vereinsticket.de/neuigkeiten/alles-was-du-ueber-kegeln-wissen-musst (zugegriffen: 18. Mai 2023).

  3. Goethe, Johann Wolfgang von. 2013. Faust - Der Tragödie erster Teil. Große Klassiker zum kleinen Preis. Anaconda Verlag.

  4. Kegelbahntechnik Dortmund GmbH. O. J. Kegelbahntypen. https://www.kegelbahntechnik.de/kegelbahnen/bahntypen/ (zugegriffen: 18. Mai 2023a).

  5. ---. O. J. Maße und allgemeine Infos. https://www.kegelbahntechnik.de/bowling/# (zugegriffen: 18. Mai 2023b).

  6. Kegeln.de. O. J. Kegeln & Bowling: der gesunde Freizeitsport für alle Altersgruppen! http://www.kegeln.de/#bowlen (zugegriffen: 18. Mai 2023).

  7. Neumayer, Ingo. 2020. Kegeln. 17. Juli. https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/sport/kegeln/index.html (zugegriffen: 18. Mai 2023).

  8. SG Heddesheim. 2014. 120 Wurf erklärt. 24. Januar. http://www.atb-heddesheim.eu/120-wurf-erlaert/ (zugegriffen: 18. Mai 2023).

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